Ja, ja uns wurde schon mehrfach versichert, dass wir Pflegestellenversager sind. Aber in so einem Fall versagen wir doch gerne, wenn es darum geht einem wirklich bezaubernden, älteren Herrn ein Zuhause zu geben, in welchem er sich wohl fühlt und nochmal so richtig verwöhnt wird.
Seinen Sohn Cramer (ehemals Nemo) haben wir schon vor knapp zwei Jahren adoptiert und ihn als wirklich lieben, gut sozialisierbaren, angenehmen und lustigen Kerl heranwachsen sehen.
Henry haben wir immer wieder auf der Website gesehen und fanden es traurig, dass er bisher keine Familie gefunden hat. So stellten wir uns ganz spontan als Pflegestelle zur Verfügung und nach zwei Tagen Sir Henry war uns klar: den Kerl wollen wir nicht wieder in fremde Hände geben.
Am Anfang war er seinem Sohn gegenüber etwas knurrig und bei unserem Jungrüden kann es schon mal passieren, dass er darauf mit "ey was willst du denn" reagiert.
Aber Cramer blieb ganz entspannt und ließ Henry seine wohlverdiente Ruhe. Er zeigte ihm seine schönsten Pinkelstellen, erklärte ihm welches seine Freunde und seine Feinde im Revier sind und dass man, sobald die Kaffeemaschine angeht, mit sehnsuchtsvollem Blick ein bisschen Milch im Napf abgreifen kann.
Vorbeifahrende Autos werden nun gemeinsam am Zaum verbellt. Synchronpinkeln wurde zur neuen Disziplin erhoben, auch wenn der ein oder andere mal den Strahl auf den Kopf bekommt. Und wenn Papa mal von einem Hund angegangen wird, ist Sohnemann sofort zur Stelle.
Die Körbchenfrage ist für Henry noch nicht ganz ausdiskutiert, da Cramers Korb in seinen Augen einfach kuschliger ist.... und so muss der menschliche Rudelführer mit gestrengem "raus da" den alten Herrn darauf hinweisen, dass er im falschen Bett liegt. Der Sohn ist da zurückhaltender Weise manchmal etwas hilflos.
Ein bisschen Erziehung wird Sir Henry noch benötigen, damit er zukünftig leinenlos und abrufbar durch die Landschaft toben kann. Ein paar kleinere leinenfreie Augenblicke im Gelände durfte er schon genießen, aber das Jagen von Katzen und Vögeln ist noch zu verlockend als der Ruf des Rudelführers.
Für uns war Sir Henry trotz, oder gerade wegen seines Alters eine Bereicherung. Er hat sich schnell bei uns und unseren Rhythmus eingelebt und wir haben das Gefühl als wäre er schon immer bei uns gewesen. Er ist ein sehr liebevoller verschmuster Zeitgenosse, der endlich angekommen ist.