Am 14.6.2018 war ein mega-aufregender Tag für mich: nach einem Flug in ein Land, das irgendwie kühler ist, als ich das kannte, lagen zwei komische Leute vor meiner Box auf dem Boden und quiekten merkwürdig.
Zum Glück haben die Beiden sich schnell beruhigt und ab ging es durch den Nürnberger Flughafen – natürlich vorbildlich an der Leine, aber eben auch seeehhr flott – zum Pipimachen nach draußen.
Total entspannen konnte ich dann beim Autofahren auf dem Rücksitz mit dem größeren Menschen neben mir. SCHNARCH. Ich mag Autofahren echt gern. Bei den beiden Menschen konnte man deutlich einen Stein plumpsen hören…
Irgendwann wurde es dann ruhig und ich konnte mein neues Zuhause anschauen und: MARKIEREN!!!
Schließlich soll hier jeder wissen, wer der neue Chef im Ring ist und außerdem roch´s ja auch schon entfernt nach Hund, da musste ich einfach mal überall meine Zeichen setzen.
Blöd: der kleinere Mensch ist dann immer mit dem Tuch hinterher gerannt und auch im Zooladen ein paar Tage später war die Stimmlage dann plötzlich gar nicht mehr so ruhig und lieb. ÄHHH – hallo?! – ich muss doch mein Futter in spe auch für mich reservieren, gar nichts versteht dieser Mensch – grummel…
Okay, gelernt habe ich: das Futter ist eh alles für mich und es gibt ja immer genug, der Geruch vom Putzmittel war auch irgendwie nicht meins – ich hab´s dann drangegeben mit dem Pieseln zum Markieren.
Nach so drei Wochen habe ich aber mein absolutes Lieblingshobby wieder für mich entdeckt, bis dahin bin ich immer an so einer langen Leine nah um meine neuen Menschen rumgeschwirrt:
JAGEN!!! Yeah!
Es gibt Rehe hier – und die sind fantastisch schnell – hach, was für ein Spaß…. 3 Felder in 12
Sekunden, das ist eine gute Zeit für mich. So schnell war der Mensch einfach nicht, dass er da noch reagieren konnte.
Meine Lebensbegleiter waren ja wohl noch neu in diesem Geschäft – charmanterweise bin ich also vor dem Wald, in den das Reh gelaufen ist (wie ich es gelernt habe) noch mal auf und ab gesprungen und habe Laut gegeben. Als ich das Reh dann nicht mehr gesehen habe, bin ich ganz lieb hingesessen und habe gewartet. GAAAAANZ leise natürlich. Keinen Mucks habe ich gemacht. Sonst vertreibt man ja das Wild. Hat dann eine dreiviertel Stunde gedauert, bis Mensch mich gefunden hat – sah auch komisch aus im Gesicht, gar nicht so froh wie sonst. Hm. Funktioniert nicht richtig, das Frauchen. DAS wollte ich dann in den Folgemonaten fein üben mit der ganzen Familie ;-)
Leider gab´s dann wohl so eine Telefonberatung mit einer Frau von den Zypernpfoten, die war für MICH so überhaupt nicht hilfreich bei der Ausbildung meiner Menschen. Außerdem trage ich jetzt immer so einen Peilsender, und wenn ein wildes HUDDIHUDDIHUDDI aus meinem Frauchen quillt, dann wird es Zeit, die Fährtensuche abzubrechen. Dann gibt es KÄSE, und der ist fast immer besser als jedes Reh.
Ich sage TSCHÜSS bis dahin, mein Mensch will auch noch was sagen…
Der Mensch: Ja, sooooo viele Hunde auf der Welt, und wir haben den Schönsten – und das sagt ja wohl jeder von seinem Hund. Wir haben uns sehr über den „Zuschlag“ für Adrian / Theo gefreut, er ist ein wunderbarer Familienhund und Begleiter überall hin – wenn, ja wenn das Wörtchen wenn nicht wäre und diese Rose nicht auch einen Dorn hätte.
Nach der dritten Woche war ich echt überrascht: der bis dahin (bis auf das Markierungspieseln) unauffällige Hund (mit Blick immer auf uns) gab auf einmal Gas – und war weg, bis ich einen kleinen weißen Punkt vor einem Wäldchen ausmachen konnte, der mir sichtlich zeigen wollte, wo er denn dem Reh hinterher geht.
Der „Super Jäger“ hatte ausgepackt. Kein Tier ist ihm zu schnell, drei Hundeschulen haben wir verschlissen – und ja, ich bin KEIN Fan davon, einen Hund „brechen“ zu wollen. Die Ablenkung mit Ball o.Ä. ist bei Theo kein Weg („Was ist das? Sieht doof aus. Die Leberwurst hast du ja jetzt voll verschwendet. Ich geh´ dann mal.“)
Zum Glück gibt’s ja bei den Zypernpfoten professionelle Beratung (DANKE!!) und das Master
Passwort tut in mittlerweile 90 % der Fälle seinen Dienst, wenn wir schnell genug sind. Theos
Körpersprache ist ja jetzt vertraut, das hilft. Auch wenn ein schneller, agiler Hund uns begleitet, mit dem er spielen kann, ist Theo damit perfekt beschäftigt, und wir alle können einen superschönen, entspannten Spaziergang machen, wie er für viele Hundebesitzer normal ist. Die meisten Hunde können oder dürfen aber leider da nicht mithalten *seufz*….
Überraschung: Eine viel stärkere Bindung und wieder viel mehr „Nähe“ auf den täglichen
Gassigängen ist aufgekommen, als mein bester Göttergatte der Welt Theo zum Übernachten in - wohlgemerkt - SEIN Bett eingeladen hat *staun*. Theo weiß jetzt damit wohl, dass er WIRKLICH zu uns gehört.
Mein Fazit:
Wenn Ihr einen Hund bei den Zypernpfoten adoptiert, werdet Ihr nicht allein gelassen, auch wenn euer Traumhund vielleicht Etwas „auspackt“.
Stört Euch nicht an den zahllosen „passionierten Hundetrainern“ auf Euren täglichen Hunde-Runden. Die da gegebenen Tipps sind für Euren Schönsten meist absolut daneben. (Ich darf die Gedanken, die ich zu den einzelnen Ratschlägen hatte, hier auch nicht wiedergeben *schäm*.)
Bauchgefühl entscheidet. Nicht nur beim Hund, sondern auch bei der Wahl der Hundeschule.
Der Weg ist manchmal das Ziel, auch wenn man die Leine dabei echt auch mal auf den Boden schmeißen möchte (und – wie ich – darauf rumtrampeln…).
Genießt Eure Zeit mit eurem schönsten Hund der Welt,
viele Grüße aus dem Unterallgäu,
Theo mit seinem Anhang